Gender Wie heterosexuelle Paare sich über die ungleich verteilte Hausarbeit belügen
»Wir haben da unterschiedliche Vorstellungen.« »Mir ist das einfach wichtig, dass es sauber ist, und dann wisch ich eben schnell rüber.« »Ich überreagiere da wahrscheinlich leicht.« Vertraute Sätze? So klingt das oft in heterosexuellen Paarbeziehungen, wenn über die ungleich verteilte Hausarbeit gesprochen wird. Linke Paare sind da keine Ausnahme.
Verschleierungsmechanismen, die dafür sorgen, dass die Reproduktionsverhältnisse stabil bleiben, waren bereits ein Thema der marxistischen Feministinnen der Zweiten Frauenbewegung. Unter dem Stichwort »Arbeit aus Liebe« kritisierten sie, dass die Sorgearbeit in der bürgerlichen Ernährerehe unsichtbar wurde. Obgleich diese Lebensform mit der dazugehörigen »klassischen« Hausfrau seltener geworden ist, greifen solche Mechanismen auch heute noch in Paar- und Intimbeziehungen – auch in solchen, in denen die Beteiligten klassische Geschlechterrollen ablehnen. Vor allem heterosexuelle Paare aus den großstädtischen gebildeten Milieus mit alternativem Lebensstil betonen gern, dass sie »alles 50:50 machen«. Dabei ist es in nahezu allen Haushalten, in denen Frauen leben, so, dass sie den größeren Anteil der Haus- und Sorgearbeit stemmen. Das gilt auch für linke WGs und Paarbeziehungen.
„Unterschiedliche Sauberkeitsstandards“ weiterlesen