Die Freie Gesellschaft (3)

Weit gefährlichere, weil an Zahl und Einfluss ziemlich bedeutende, Elemente begegnen uns hinsichtlich der Tausch-Angelegenheit in der Gestalt der Zentralisalions- oder Zwangs-Kommunisten.

Wer Anders könnte nach ihrer Ansicht den Werth der Dinge abzuschätzen haben, als eine Art Taxirungs-Gottheit, eine höhere, gewissermassen allwissende Autorität, ein Staatsgötze, ein ökonomisches Monstrum?

Merkwürdig! Diese Leute thun sich so viel darauf zu Gute, dass nach der Werttheorie, welche ihr Herr und Meister formulirte, der Tauschwert einer jeden Waare gegeben ist durch die in derselben verkörperte nothwendige Arbeitszeit.

Was ist also einfacher, als die Schätzung des Waarenwerthes nicht nach einem die Wesenheit desselben verwischenden Geldmaasse, wie es die bisherigen Schacherer und Ausbeuter für gut befanden, sondern nach der Menge der darin steckenden normalen Arbeitsstunden?

Könnten aber nicht doch die Einen durch die Anderen beschummelt werden? Vielleicht – eine Weile – sicher nicht auf die Dauer.

Schon die Statistik der einzelnen Gewerke, die bei der Produktion und Konsumtion in der freien Gesellschaft sich als ganz unerlässlich erweisen wird, ja geradezu den allgemeinen Regulator für die Produzenten, wie für die Konsumenten darstellen dürfte, brächte eine solche betrügerische Manipulation alsbald an den Tag – könnte also nur vorübergehend, niemals dauernd wirken.
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Offenes Treffen

Kommenden Donnerstag (02.02.) haben wir wieder um 18 Uhr unser offenes Treffen im Hemperium!
Wer vorbeikommen, und sich einbringen möchte, ist herzlich eingeladen!

Die freie Gesellschaft (2)

Teil 1 findet ihr hier

Eine zentralistische Organisation hingegen ist stets verknüpft mit einem starren Kasernenwesen. Das menschliche Individuum giebt sich da nicht mehr freiwillig hin, nein, es geht in dem Organismus völlig unter. Konsequent durchgeführter Zentralismus ist Diktatur einer persönlichen Spitze über die Masse – Monarchismus – Tyrannei! – Konsequent durchgeführter Föderalismus ist wirkliche, d. h. gleichheitliche Freiheit Aller, wie der Einzelnen – ist Herrschaftslosigkeit – Anarchismus!

Zentralismus ist in letzter Instanz Verknöcherung, Kastenthum, Chineserei. Föderalismus ist Ideenwettkampf, elastischer Entwickelungsschwung, rastloser Kulturfortschritt. Anarchismus ist die Harmonie der Menschheit!

Einige Anarchisten französischer Schule gehen in dieser Beziehung weiter und sagen, es werde in der zukünftigen Gesellschaft jegliche systematische Gliederung und insbesondere jede auch die freiwillig eingegangene Arbeitspflicht fehlen; ebenso könne da von einem Einkommen der Individuen je nach deren Arbeitsleistung nicht die Rede sein, weil ein solches Verhältniss nicht die volle und ganze individuelle Freiheit darstelle. Sie sagen, alle vorhandenen Dinge müssen da einfach Jedem zur unbeschränkten Verfügung stehen und Jeder werde dann schon ganz von selbst das Seinige zur Genussmittel-Erzeugung etc. beitragen. Diese Erklärung ist allerdings ungemein einfach, dürfte jedoch in weiteren Kreisen nur sehr schwach einleuchten und kann mithin als Agitations-Faktor keine besonders grosse überzeugende Kraft besitzen.

Wer kann überhaupt wissen, wie sich die Dinge äussersten Falles gestalten. Wir geben uns vorläufig damit zufrieden, solche Verhältnisse für die Zukunft zu muthmassen – denn über die Muthmassung hinaus geht natürlich Alles, was in dieser Hinsicht gesagt werden kann, überhaupt nicht, – welche die phantasiefreie Logik der Thatsachen nahe legt.

Jene Folgerung, wornach die Menschen der Zukunft ohne jede eingegangene Verpflichtung thätig sein werden, geht von der Annahme aus, dass alle Menschen eine angeborene Arbeitslust haben. Die Arbeit ist aber jedenfalls nur ein nothwendiges Uebel, eine unangenehme Sache, welche niemals ihrer selbst willen, sondern nur ihres Zweckes halber, nämlich deshalb betrieben wird, weil ohne Arbeit Genussmittel nicht hergestellt werden können. Eine Arbeitslust gibt es daher nicht, wenn auch manche Arbeit unter dem Einfluss der Gewohnheit etc. mehr oder weniger gern verrichtet und förmlich wie eine Spielerei betrieben werden mag.
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Unsere Gedanken

Unsere Gedanken

Unsere Gedanken gehen nicht von einem Volk aus.
Ein Volk, durch die Nation geeint, ein Schicksal?
Vielmehr sehen sie das Elend der Arbeitslosen,
Menschen ohne Obdach und viele Zeitarbeiter.
Und auf dem Hügel mit den Villen sind die Reichen,
mit Zäunen und Mauern um den Garten,
die Polizei und das Militär, die den Reichtum weniger schützt
und im Supermarkt der Detektiv, damit wir Essen nicht klau‘n.

Unsere Gedanken gehen nicht in die Kirche,
schauen ins Labor, in die Welt und benutzen den Verstand.
Sie sehen die Verklärung der Welt durch Glaube und Esoterik,
die Lüge, dass alles eine Probe Gottes ist, alles einen tieferen Sinn?
Es wird erzählt, die Wissenschaft liege falsch,
an Stelle von Einsichten für jedermann einsichtlich
tritt die „Wahrheit“ der Propheten und Pseudowissenschaft.
Es wird Vernebelt, damit wir die Tatsachen nicht erkenn‘.

Unsere Gedanken bleiben nicht hier – in Deutschland,
sie gehen hinaus in die Welt und bleiben mal hier mal dort.
Sehen die Kriege und das Elend, haufenweise Barbarei;
Verantwortliche dafür gibt es auch in Deutschland.
Solche, die davon profitieren, wenn ihre Handelswege geschützt.
Sehen die Ausbeutung der Arbeitenden durch die Fabrikbesitzer,
die Unterdrückung der Frau durch den Mann,
der „Anderen“ durch die Weißen, damit wir uns nicht verein‘.

Unsere Gedanken sehen jetzt ganz klar,
dass die Zukunft in ihrer Hand.
Sie wollen keine Regierung, keinen Glauben,
die aufrechterhalten, was besteht.
Sehnen den Kampf herbei,
Unterdrückte gegen Unterdrückende.
Aufbegehren und sich wehren,
wollen der Ausbeutung ein Ende bescheren.

Kollektiv 26 – Autonome Gruppe Ulm

Die Freie Gesellschaft (1)

Johann Most – Die Freie Gesellschaft

Wir werden den ganzen Text in drei Teilen hier veröffentlichen, dann könnt ihr den über die nächsten Tage quasi mit uns lesen. Den ganze Text findet ihr bei zu Großer Neugier hier.

Das höchste Glück, welches der Mensch erreichen kann, ist ein Zustand, wo Jeder mit möglichst geringfügiger Anstrengung die denkbar vollkommenste Befriedigung aller seiner Bedürfnisse bewerkstelligt. Je mehr man sich diesem Verhältnis annähert, desto entschiedener wird man seine individuelle Freiheit gewahrt finden. Denn je kürzer jener Zeitabschnitt ist, innerhalb welchem der Mensch die Mittel zu seinen höchsten Lebenszwecken erzeugt, ein desto längerer Zeitabschnitt ist ihm zum Genuss belassen. Wenn es vielleicht nie möglich sein wird, die Teilnahme an der Produktion der Güter jeder Unannehmlichkeit zu entkleiden, so liegt es auf der Hand, dass umgekehrt, der unbeschränkte Güterverbrauch den individuellen Neigungen den weitesten Spielraum lässt und die Höhe des Genusses wesentlich mit dem persönlichen Willen und Bedürfnis in Einklang zu bringen erlaubt. Es wird also ein System zu finden sein, bei welchem die Menschen mehr und mehr die Erzeugung ihrer Verbrauchsgegenstände sich erleichtern. Dieses System ist die Waarenerzeugung durch organisierte Arbeitskräfte und mit gemeinsamen Arbeitsmitteln – mit anderen Worten: die kommunistische Produktionsweise.

In technischer Beziehung ist über die Wahrheit dieser Voraussetzung längst kein Zweifel mehr möglich; denn die gegenwärtige Entwickelung der Produktionsverhältnisse lehrt mit jedem Tage einleuchtender, dass im gleichen Grade, wie sich der Produktionsprozess organisatorisch vervollkommnet, mehr Waaren durch weniger Arbeitskräfte in gleicher Zeit verfertigt werden können. Und nur weil die Arbeitszeit beim Fortgang dieser Entwickelung keine stufenweise Verkürzung erfährt, und weil den arbeitenden Volksmassen unter dem Regimente des Privatkapitalismus durch parasitenartige Nichtarbeiter das Recht auf die Konsumtion bis zu dem Minimum der blossen Existenzmöglichkeit beschränkt wird, steigt mit der Leistungsfähigkeit der produktiven Menschen deren Mühseligkeit und Lebensunsicherheit. Die Völker hungern aus Ueberfluss an Nahrung, frieren aus allzu grossem Reichthum an Heizungsmaterialien, gehen verlumpt wegen einer zu riesigen Menge fertiger Kleider umher, und haben kein Obdach, weil es zu viele schöne Wohnungen gibt! – –
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